Kommt mit uns in die 221B Baker Street in London! Dort erlebt ihr eine Bromance zwischen Data und Geordi, die zusammen Sherlock Holmes und John Watson auf dem Holodeck spielen wollen. Schnell ist auch Dr. Pulaski mit von der Partie, gegen die Nils eine ziemliche Antipathie zu haben scheint. Der Knaller der heutigen Episode ist es, dass der Computer des Holodecks eine künstliche Intelligenz erschafft, die sogar Counselor Troi erspüren kann – aber leider sind wir ein wenig traurig darüber, dass dieses Thema nicht so tiefgehend erzählt wird, wie wir es gerne gehabt hätten. Dafür freuen wir uns über die Figur des Professor Moriarty sehr, der schnell vom Bösewicht zu einer freiheitssuchenden Figur wird. Ganz viel Spaß bei unserer Besprechung und denkt immer daran: Auch für uns kann es mal die sechste Stunde sein! 😉
Links:
Infos zur Folge auf Memory-Alpha (de) und Memory-Alpha (eng)
Nils: Künstliches Bewusstsein bei Jules Vernes Erben
Frank: bei Twitch und bei YouTube
Vorschau:
GHU029 Wem gehört Data? (TNG 2×09) (The Measure Of A Man)
Mein Geist zu eurem Geist, meine Gedanken zu euren Gedanken.
Es hat mich gefreut, dass ihr diese Folge besprecht, auch wenn ich gar nicht mehr wusste, dass das wirkliche Genie hinter der KI Moriarty erst in der späteren Folge offenbart wird. Generell mochte ich schon damals beim ersten Schauen den ganzen Story-Arc rund um diese versehentlich geschaffene Person.
An der Szene, als sie Moriarty erwecken, habt ihr einige Punkte geäußert und ich habe mir diese jetzt nochmal angeschaut explizit um darauf einzugehen.
Ihr habt den „dark fellow“ angesprochen. Das hat man in der deutschen Übersetzung gut gelöst, ich finde sogar besser als im Original. Dort spricht er von Geordi und sagt „dieser merkwürdige Bursche benutzte das Wort Alterieren“. Dass, aus seiner Sicht, Geordi merkwürdig ist, passt ja auch gut zu dem Punkt, dass ihr ja auch sagt, dass die Holodeckfiguren offensichtlich nicht besonders darauf achten, ob die Gäste in ihrer Welt hinein passen oder nicht. Dass er ihn als merkwürdig bezeichnet, zeigt sofort auf, dass ihm da etwas eigenartig vorkam und dass er somit mehr erkennt, als die anderen Figuren. Dass er einen „dark fellow“ beobachtet hat, wie er etwas tat, ist da dann erstmal weniger auffällig. Generell verstehe ich eure Kritik an der Wortwahl, andererseits bin ich immer zwiegespalten, wenn es um historischen Kontext geht. In StarTrek spielt Hautfarbe keine Rolle mehr, dass ein Moriarty im viktorianischen Zeitalter sich so ausdrückt ist wiederum nicht überraschend. Prinzipiell denke ich aber, wenn es keine kritische Außeinandersetzung mit dem Rassismus in dieser Zeit ist, sollte in so einer fiktiven Situation die Sprache heutzutage auf so etwas verzichten und bin daher ganz bei euch, dass man das heute vermutlich anders gemacht hätte.
Witzig fand ich, dass ihr auf den Begriff Alterieren eingegangen seid. Das Holodeck ist zu der Zeit ja noch neu und das Konzept, dass die Figuren den Ausgang gar nicht wahrnehmen noch nicht so klar definiert. (Generell ist das Konzept Holodeck in den frühen Staffeln noch sehr widersprüchlich. Menschen kommen Nass heraus und tropfen den Flur des Schiffs voll und ähnliches.). Ich habe das tatsächlich so aufgefasst, dass „Alterieren“ hier ein Codewort ist, damit man nicht versehentlich einen alltäglichen Begriff verwendet und dann das Tor erscheint. Später wird nur noch „Exit“/“Ausgang“ verwendet glaube ich, da ist dann auch schon etablierter, dass der Computer Kontexte versteht und nicht nur auf ein Rufwort reagiert.
Ihr habt euch beschwert, dass Moriarty zu früh schon auf sie aufmerksam wurde und daher habt ihr die These aufgebaut, dass der Computer hier einfach schon vorab anfing die Figur umzuschreiben. Ich glaube auch, dass das einfach nur ein kleines Plothole ist, was eventuell sogar erst beim Schnitt versemmelt wurde, wer weiß. Ein, wie ich finde gut funktionierender, Erklärungsansatz könnte aber auch sein, dass Moriarty vor der Änderung durch Geordi gar nicht den Ausgang sieht und erkennt. Aber er erkennt Holmes, er lauert ihm auf, er schaut zu was er tut, auch wenn er es wegen seines Wahrnehmungsfilters in dem Moment nicht korrekt erkennen kann, was da geschieht. Dass er den Begriff „Alterieren“ dann zum Beispiel nachher kennt, ist der retroaktiven Änderung durch den Computer zuzuschreiben.
Übrigens, ich weiß nicht ob das in TNG je wirklich im Detail behandelt wurde, aber in VOY in der Folge um Fair Haven wurde relativ ausführlich über die Holodeck-Subprogramme gesprochen, die zum Beispiel dafür sorgen, dass die Figuren alles, was nicht in ihre Story passt, einfach ausblenden. Wenn die „Spieler“ über etwas außerhalb von Fair Haven sprechen, wie zum Beispiel eine Mission oder das Raumschiff, ignorieren die Figuren das einfach komplett. Den Ausgang sehen sie nicht und wenn die Crew den Ausgang öffnet, tun die Figuren einfach was anderes oder gehen weg. Es ist in der Folge gerade das Plot-Device, dass genau diese Funktionen beschädigt werden, die Figuren sich ihrer Natur bewusst werden und daher ausflippen. Da erkennen sie auf einmal auch den Ausgang, oder als jemand eine nervige Figur löscht, sind andere Figuren entsetzt darüber, dass er diese Macht hat und ihr Freund jetzt „tot“ ist. Generell hat Voyager hier, mit Fair Haven aber ich glaube auch mit Paris‘ Billardkneipe noch einiges an Kontext zur Funktion der Holodecks geliefert. Bei TNG war das üblicherweise vor allem auf „Oh mein Gott, die Sicherheitsroutinen sind deaktiviert, wir können jetzt verletzt werden“ beschränkt, was Picard dann ja First Contact sogar ausnutzt um in einem Casino mit einem Holo-Maschinengewehr auf Borg schießen zu können. 😉
Kleiner Funfact am Rande: Als Picard davon erfährt, was es mit Moriarty auf sich hat, sagt er „Merde“. Im Deutschen und im Englischen. Auch in jeder anderen Sprache, außer im Französischen. 😀
https://www.youtube.com/watch?v=6rICFoH5P5A
Auch zum Thema Rassismen in der Sprache eine Anmerkung von mir. Es gab vor ein paar Jahren, wie gesagt, ich bin kein Socialmediamensch, eine fette Welle konkret zu den Büchern von Astrid Lindgren und ganz konkret zu Pippi Langstrump. Ich habe eine 9-jährige Tochter, die Pippi jetzt für sich entdeckt hat. Mit ihr schauen wir gerade die TV-Serie aus den 60ern. Dort ist vom Negerkönig die Rede, dort wird plattitüdesk ein „Negertanz“ aufgeführt, dort sind alle weiblichen Figuren außer Pippi die ängstlichen Weibchen usw. In der o.g. Welle wurde gefordert, die Bücher zu ändern. Das fänd ich falsch.
Denn, trotzdem ist der Film lustig, vermittelt an sich eher humane Werte. Die problematischen Stellen besprechen wir mit unserer Tochter. Wir erklären ihr, dass das vor 50 Jahren auch in Deutschland noch anders war, sie kennt mittlerweile auch einen Teil der Geschichte der Rassenunruhen in den USA usw. Das sind Punkte, die man diskutieren kann und diskutieren sollte.
„Vom Winde verweht“ ist ein Film aus den 30ern, da gehts um Plantagenbesitzer, die Sklavenhalter sind. Das Sklaventhema wird dort sehr weichgezeichnet behandelt. Da ich nicht betroffen bin, kann ich nicht die emotionale Betroffenheit einschätzen, die es bei Nachfahren der ehemaligen Sklaven auslöst. Aber auch hier würde ich eher dafür plädieren, die Filme weiter zu zeigen, aber mit einem kritischen Kommentar zu versehen. Aber, wie gesagt: das sollten eher Betroffene entscheiden.
Gruß,
André
PS: prima, eine Folge aus meiner Liste 🙂